Wenn auf einmal alles klappt: FSV Hollenbach düpiert SSV Reutlingen

Oberligist Hollenbach macht in Hälfte zwei gegen den SSV Reutlingen aus einem 0:1 noch ein 5:1. Benjamin Kurz schnürt einen Doppelpack, Trainer Dirk Prediger hat ein gutes Händchen bei den Wechseln.


von Marc Schmerbeck

Schön anzuhören war nicht alles, was die Hollenbacher am Samstagnachmittag von sich gaben. Aber Jubelgesänge und Schlager müssen aus den Kehlen von Fußballern auch nicht wie Opern-Arien klingen. Schon gar nicht, wenn auch noch ein SiegerBier im Spiel ist. Irgendwann schleppte Dirk Prediger den zweiten Kasten in Richtung Kabine. Die Laufwege im Kreuzeiche-Stadion kennt er ja noch gut, hat der Coach doch dort ein Jahr in der Oberliga gespielt. Das hatte sich der FSV nach dem 5:1-Sieg beim SSV Reutlingen auch verdient.

Vor allem die zweite Spielhälfte war auf Seiten der Gäste schön anzusehen. Sie war "fast perfekt", wie nicht nur Prediger fand. "Da haben wir uns in einen Rausch gespielt", sagte der Trainer. Alles habe nun geklappt, meinte Kapitän Hannes Scherer.

Ausgeglichene Hälfte mit Chancen auf beiden Seiten
Nicht, dass der Auftritt der Hollenbacher in der ersten Hälfte schlecht gewesen wäre. Er war aber eben nicht sehr gut. "Da waren wir nicht so griffig", meinte Co-Trainer Martin Lanig. Und so entwickelten sich 45 Minuten auf Augenhöhe, ein ausgeglichenes Spiel, in dem mal die eine, mal die andere Mannschaft eine etwas bessere Phase hatte. Auch Chancen gab es auf beiden Seiten. Doch Lorenz Minder verfehlte das Tor aus 17 Metern knapp (22.), Noah Krieger hätte wohl besser auf Benjamin Kurz zurückgelegt, als selbst den Abschluss zu suchen (29.) und Sebastian Schiek scheiterte an Torhüter Enrico Alejandro Piu (40.).

Auf der anderen Seite blockte FSV-Verteidiger Arne Schülke gerade noch gegen Riccardo Gorgoglione (18.), Torhüter Philipp Hörner war zur Stelle als Florian Krajinovic vor ihm auftauchte (24.), war dann aber machtlos als Gorgoglione nach einer Hereingabe den Ball über die Linie drückte (32.). Danach war Reutlingen den Tick besser.

Mann-gegen-Mann-Spiel bringt die Wende
Das änderte sich dann jedoch schlagartig - auch, weil Prediger in der Pause umstellte. "Man macht sich ja vorher immer Gedanken, wie man auftritt", sagte er. "Und es gibt auch immer einen zweiten Plan." Zu dem Griff er. "Wir wollten in der zweiten Hälfte Mann-gegen-Mann über das gesamte Feld spielen", erklärte Prediger. Das tat sein Team dann auch. Und zwar sehr konzentriert und ohne nachzulassen.

Selbstverständlich habe der frühe Ausgleich gutgetan, sagte Lanig. Benjamin Kurz traf schon in der 46. Minute nach einer Flanke von Lorenz Minder. "Danach waren wir in den Zweikämpfen. Es geht darum, die Konsequenz, die Disziplin auf den Platz zu bekommen, die Zweikämpfe konsequent zu bestreiten." Etwas Glück war dann beim 2:0 dabei, als Arbnor Nuraj nach einer Freistoß-Hereingabe von Noah Krieger - freilich von Sebastian Schiek bedrängt - den Ball ins eigene Tor verlängerte (62.).

Verunsicherte Reutlinger bekommen keinen Zugriff
Die Gastgeber waren nun total verunsichert, fanden nicht mehr in die Zweikämpfe und liefen nur noch hinterher. "Da haben wir dann auch guten Fußball gespielt", meinte Manager Karl-Heinz Sprügel. Und nur drei Minuten nach dem Führungstreffer hieß es 1:3 - erneut traf Benjamin Kurz. Scherer hatte vorbereitet. Und dies gab weitere Sicherheit.

Es spielten nun nur noch die Hollenbacher, Reutlingen hatte kaum noch Entlastung. Und das gab Selbstvertrauen. So zog Jonas Limbach aus 20 Metern einfach mal ab und traf genau ins Eck - das 4:1 des FSV in der 78. Minute. Prediger wechselte nun kräftig durch. Und das 5:1 ging dann auch auf das Konto zweier Eingewechselter: Matthias Hahn grätschte das Spielgerät von der Torauslinie zurück und Marco Specht schloss fünf Minuten vor Schluss zum Endstand ab.

Breiter Kader als Faustpfand im Abstiegskampf
"Es war eine unserer besten zweiten Halbzeiten überhaupt", meinte Sprügel. "Das war überragend." In der Pause hatte er noch weniger zuversichtlich geklungen. "Es sind manchmal Nuancen und Kleinigkeiten, die entscheiden", sagte Prediger. "Deswegen arbeiten wir auch jede Woche hart. Und besser als heute kann es dann fast nicht laufen. Die Jungs haben einfach daran geglaubt, es drehen zu können. Und wieder haben auch alle, die reingekommen sind, gut gespielt."

Im Kampf um den Klassenerhalt kann der breite, ausgeglichene Kader noch ein Vorteil sein. "Über unseren Willen braucht man gar nicht reden. Den haben wir immer. Das habe ich so noch bei keiner anderen Mannschaft erlebt. Aber in der ersten Halbzeit waren wir etwas zu passiv, einen Schritt zu spät beim Anlaufen. In der zweiten Halbzeit haben wir es dann gut gemacht", sagte Sebastian Schiek, während aus der Kabine bereits Schlager und Jubelgesänge nach außen drangen.

SSV Reutlingen 05 Fußball: Piu - Staiger, Lübke, Mayer, Gorgoglione (77. Sanyang), Schiffel, Founes (77. Gaiser), Djermanovic (59. Kuengienda), Cabraja, Krajinovic, Nuraj (65. Sagert).

FSV Hollenbach: Hörner - Schülke, Minder (81. Specht), Kleinschrodt, Scherer (77. Baust), Kurz, Jonas Limbach (87. Wagemann), Schiek, Uhl, Krieger (72. Hahn), Schmelzle.

Tore: 1:0 (33.) Riccardo Gorgoglione, 1:1 (46.) Benjamin Kurz, 1:2 (62./Eigentor) Arbnor Nuraj, 1:3 (65.) Benjamin Kurz, 1:4 (76.) Jonas Limbach, 1:5 (85.) Marco Specht.

Schiedsrichter: Dominik Genthner.

Zuschauer: 927.

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